Einzug ins Südseeparadies – Mo’orea

Moorea Strand Nelson

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Wer bisher auf unsere Reise noch nicht neidisch war, weil ihm unsere Bergwanderungen als zu anstrengend und unsere Antarktisexpedition als zu kalt erschienen, dem wird es nun ganz anders. Wir sind im wunderschönen Französisch Polynesien, einem Land wie aus den kitschigsten Südseeträumen. Warme Luft umhüllt uns und die anderen Glücklichen, die mit dem Dreamliner der LATAM aus Hanga Roa sanft in Tahiti gelandet sind, und trotz der nächtlichen Stunde begrüßen uns eine polynesischen Kapelle und eine hüftkreisende Tänzerin.

Wir reihen uns in die Schlange für Personen mit EU-Pässen ein und bekommen weder einen Einreisestempel noch irgendwelche Belehrungen zur erlaubten Aufenthaltsdauer. Offensichtlich gilt das hier als Europa.

Zu Französisch Polynesien gehören etwa 120 Inseln, von denen den meisten unserer werten Leser bisher wahrscheinlich nur Tahiti und Bora Bora bekannt sein dürften. Kein Problem, wir werden eure geografischen Kenntnisse gerne erweitern. Denn wir haben den umfangreichsten Airpass gekauft, den Air Tahiti zu bieten hat, und möchten in den nächsten vier Wochen mit hübschen kleinen Fliegern von Insel zu Insel hopsen.

Tahiti Airpass
Da haben wir uns ja was vorgenommen!

Der erste Hopser fällt mit zehn Minuten Flugzeit sehr kurz aus. Es geht auf die 15 Kilometer entfernte Insel Mo’orea. Die Begrüßung des Flugkapitäns geht fast nahtlos über in die Durchsage, dass wir jetzt landen und die Gurte geschlossen halten sollen. Und schwups sind wir da, auf der schönen Mo’orea, umringt von einer türkisfarbenen Lagune, mit zackigen Bergen in ihrer Mitte und bunt blühenden Büschen überall.

Moorea Blüte
Es blüht und duftet an jeder Ecke.
Moorea Blüte
Frank ist besonders fasziniert von der Passionsfruchtblüte.

Wer sich jetzt Sorgen macht, dass wir uns finanziell komplett ruinieren, wo doch Französisch Polynesien als unglaublich teuer gilt, den kann ich beruhigen. Für den preisbewussten Besucher gibt es auf nahezu allen touristisch relevanten Inseln Campingplätze mit Duschen, Toiletten und einer Gemeinschaftsküche, die meist ca. 25€ pro Nacht für zwei Personen kosten.

Inselbusse sind rar und es fährt gerade keiner. Das ist aber nicht so schlimm – in Französisch Polynesien ist Mitfahren per Anhalter weit verbreitet und so werden wir gratis von freundlichen Einheimischen zum Camping Nelson gebracht. Bei Nelson fühlen wir uns auf Anhieb wohl und verbringen unsere Tage damit, nichts zu tun, aufs türkisfarbene Meer zu gucken, im warmen Wasser zu baden, Nudelgerichte zu kochen und uns mit anderen Gästen zu unterhalten.

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Camping Nelson ist kaum zu verfehlen.
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Wir haben viel, viel Platz im Garten …
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… und am Strand.

Zu unseren Nachbarn zählen zwei junge Schwestern aus den USA, die ihren Weihnachtsurlaub in der Südsee verbringen und vor Mo’orea auf den Cook-Inseln waren, und der österreichische Pensionist Walter, der sich gerade von einer Kreuzfahrt zu den Marquesas erholt.

Außerdem zeltet hier seit Längerem eine Französin in mittleren Jahren aus der Bretagne, die sich dauerhaft in Französisch Polynesien niederlassen wollte, aber keine Arbeitsstelle gefunden hat und eine Rückkehr nach Frankreich erwägt, aber nicht genug Geld für ein Flugticket hat. Sie sagt, dass sie viel mehr Geld hätte, wenn sie nicht so viel für Zigaretten ausgeben würde, aber die ganze Situation würde sie nervös machen und so könne sie nicht mit dem Rauchen aufhören. Also sitzt sie den ganzen Tag am Strand, raucht Kette und badet zwischendurch im Meer.

Ab und an verlassen wir Nelsons Grundstück, um die nahegelegene Imbissbude aufzusuchen. Imbissbuden heißen hier „Le Snack“ oder, wenn sie in einem Wagen untergebracht sind, „Roulotte“. Neben Fritten gibt es in unserem Snack ultralange belegte Baguettes, Paninis, Burger und noch eine Sonderkarte, die wir mit unseren kargen Französischkenntnissen nicht verstehen. Konnte ich in Südamerika meine Spanischkenntnisse aus dem Kurs an der Uni recht gut reaktivieren und ausbauen, läuft es hier leider gar nicht – das Schulfranzösisch ist komplett weg. Die Polynesier und die hier weilenden Franzosen tun erstmal so, als ob sie kein Englisch beherrschen, aber wenn sie merken, dass mit uns sonst nichts läuft, können sie es auf einmal doch ziemlich gut.

Moorea Roulotte
Hier seht ihr mich in freudiger Erwartung meines Mittagessens.

Nachdem Walter beim Aussichtspunkt in den Bergen war und seinen Ausflug als Erfolg vermeldet hat, motivieren wir uns auch zu einem Wandertag. Wir nehmen den Inselbus bis zur Abzweigung zum Opunohu-Tal und marschieren los. Nach einigen hundert Metern entlang saftig grüner Felder hält ein weißes Auto an und wir erkennen darin den Jungen, der gestern in unserem Snack ausgeholfen hat. Sein Vater bietet an, uns ein Stück mitzunehmen. Er entpuppt sich als Gymnasiallehrer für Französisch, der für vier Jahre nach Polynesien abgeordnet wurde. Warum haben wir bloß keine solch paradiesischen Überseegebiete?

Wir steigen am Lycée Agricole aus, dessen Studenten Eis und Konfitüren aus eigener Herstellung verkaufen. Selbstverständlich möchten wir die Studenten unterstützen und kosten ihre hervorragenden Sorbets aus Mango, Ingwer und Pampelmuse. So, jetzt wollen wir aber endlich wandern.

Moorea Opunohu Wanderweg
Sattes Grün rahmt den Weg …
Moorea Opunohu Marae
… zu von Mauern begrenzten heiligen Plätzen.

Wir entdecken einige Maraes, das sind heilige Stätten der Polynesier aus alten Zeiten. Weiter geht’s den Berg hinauf zum von Walter angepriesenen Aussichtspunkt, der einen weiten Blick auf die Opunohu- und auf die Cook-Bucht bietet. Die Namensgebung ist verwirrend, denn James Cook landete in der Opunohu- und nicht in der Cook-Bucht. Wir finden einen nagelneuen Wegweiser zu frisch markierten Wanderpfaden und entscheiden uns, noch den Drei-Pinien- und den Ananas-Weg zu erkunden. Durch schattigen Regenwald führt uns auch der Drei-Pinien-Weg zu einem netten Aussichtspunkt.

Moorea Opunohu Wanderkarte
Folge dem hellblauen Pfad bis zu den drei Pinien …
Moorea Opunohu Bucht
… und du wirst diese Aussicht auf die Opunohu-Bucht genießen.

Und dann werden wir klitschnass! Walter hat uns gewarnt: Auch wenn am Strand die Sonne brennt, können die Berge im Inselinneren Regenwolken anziehen. Und so ist es dann auch. Der Regen ist warm, erfrischend und lustig, also wandern wir munter weiter über teils steile Pfade bergab. Nur eines wirft uns Rätsel auf: Warum heißt diese Wanderung „Ananas-Weg“? Unten im Tal wird das Rätsel gelöst, als wir sanfte Hügel mit unzähligen Ananas-Pflanzen in allen Wachstums-Stadien erblicken.

Moorea Ananasblüte
Im Felde wächst die Ananas …
Moorea Ananas
… im Regen wird der Wanderer nass.

Nach vier herrlichen Tagen auf Mo’orea wird es Zeit für unseren nächsten Flug. Da wir nach der Aufgabe des Gepäcks noch etwas Zeit haben, gönnen wir uns ein letztes Bad in der Lagune von Mo’orea, und zwar am öffentlichen Strand von Temae in der Nähe des Flugplatzes. Von diesem klaren, warmen Wasser kann man einfach nicht genug bekommen. Aber nun wartet die Insel Huahine auf uns.

Moorea Temae Strand
Der öffentliche Strand von Temae: So verbringt der Mooreaner seine Wochenenden.

Reisezeit: 3. bis 7. Januar 2017