In der Hängematte auf Huahine

Huahine Hiva Plage Hängematte

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Einsam und verlassen stehen wir am Flughafen von Huahine. Sämtliche Touristen, die mit uns dem eben gelandeten Flieger entstiegen sind, sitzen schon blumenbekränzt in den Pickups ihrer Hotels und werden an ihre Traumstrände chauffiert – nur uns holt niemand ab. Ganz offensichtlich hat sich die Mail, mit der wir uns beim Campingplatz Hiva Plage angekündigt haben, ins Spam-Nirvana verabschiedet.

Ich sehe uns schon vollbeladen auf einem endlosen Gewaltmarsch durch die Hitze schlurfen, da spricht uns eine Einheimische, die unsere Verzweiflung wohl bemerkt hat, an und schlägt vor, uns bis nach Fare mitzunehmen. Das ist zwar am anderen Ende von Huahine als unser eigentliches Ziel, aber immerhin die Hauptstadt. Vielleicht finden wir dort eine alternative Bleibe oder jemanden, der uns in Richtung Hiva Plage mitnehmen kann.

Die einzige bezahlbare Unterkunft in Fare entpuppt sich allerdings als düsterer, mückenverseuchter Klotz, bei dem Mehrbettzimmer und Gemeinschaftsküche sinnigerweise im selben Raum untergebracht und nur durch einen Vorhang voneinander getrennt sind. Da lassen wir mal schön die Finger von.

Huahine Fare Super U
Beim U gibt es alles, was das Herz begehrt.

Lieber erstmal ordentlich für die nächsten Tage einkaufen, wo wir schon in der Nähe des einzigen Supermarktes der Insel sind. Das Angebot des Super-U ist erschlagend und da wir beide Hunger bis unter die Arme haben, stopfen wir uns die Einkaufskörbe mit allem erdenklichen Essensquatsch voll. Am Ende haben wir zusätzlich zu unseren großen Taschen und Tagesrucksäcken jeder noch zwei Einkaufstüten an der Hand.

Mitfahren klappt erst im zweiten Anlauf. Der erste scheitert daran, dass der klapprige Kleinwagen mit uns und unserem ganzen Krempel nicht über den ersten Hügel außerhalb von Fare kommt. Vielleicht auch ganz gut so, öffnet sich unser Fahrer doch direkt nach dem Losfahren erstmal eine Flasche Heineken.

Beim zweiten Versuch erwischen wir einen schicken Pickup, dessen Fahrerin gerade Getränke für die Party ihrer Cousine geholt hat, welche direkt neben dem Hiva Plage wohnt. Volltreffer! So fügt sich dann doch noch alles.

Huahine Hiva Plage Strand
Hiva Plage: Wir sind am Ziel!

Wir erreichen unser Ziel und sind sofort hin und weg. Es gibt sie also noch, diese magischen Orte, an denen eine Mischung aus perfekter Naturkulisse und Gemütlichkeit alles und jeden sofort mit tiefer Entspannung und wohliger Lethargie infiziert. Auch der ausgewachsene Kampfhund, in den ich aus Versehen trete, als ich das Gelände erkunde, hebt nur kurz und müde seinen Kopf.

In einigen Dutzend Metern Entfernung krachen die Wellen gegen das steil abfallende Riff, davor schimmern unzählige Korallen und Fische im hüfttiefen, glasklaren Wasser. Vor einem der drei einfachen Holzzimmer baumelt eine Reisehängematte, Palmen spenden einem einsamen Zelt Schatten und in der etwas windschiefen, offenen Küche laden ausrangierte, rostige Schultische zur Kaffeepause vom Nichtstun ein. Der perfekte Ort für Liebhaber der Langsamkeit und Virtuosen der Wellenbetrachtung.

Der Zeltaufbau will gut geplant sein: genug Schatten, Meerblick, der richtige Winkel zur Brise, möglichst kurze Wege zwischen Zelt, Einstieg ins Meer, Hängematte und Kühlschrank. Außerdem muss die Hängematte so aufgehängt sein, dass man sich mit einer einfachen Bewegung mit dem Arm oder dem Bein leicht anschaukeln kann. Man will sich ja später nicht mit Durst- oder Hungerfühl, zu großer Hitze, zu weiten Wegen oder zu intensiver Bewegung herumplagen.

Huahine Hiva Plage Zelt
Camping-Feng-Shui für Fortgeschrittene: …
Huahine Hiva Plage Hängematte 2
Da strahlt die Reiseleitung.

Es ist am Ende aber doch nicht so, dass wir die ganze Zeit in den Hängematten hin- und herschaukeln:

Wir stellen uns bei den Campingplatzbesitzern Christelle und Teri vor, die abends von einem Familienausflug zurückkommen, bezahlen den Zeltplatz und buchen den Transfer zum Flughafen in drei Tagen.

In der gemütlichen Küche des Hiva Plage plaudern wir entspannt mit den wenigen anderen Gästen – zwei Italienerinnern, die gleich zwei Airpässe für insgesamt zwei Monate in Französisch Polynesien gebucht haben und einer Schweizerin, die für fünf Monate durch französischsprachige Länder reist – nächstes Ziel Kanada, übernächstes Guadeloupe in der Karibik.

Ab und zu spazieren wir einfach mal drauf los und erkunden die Gegend. Einmal nimmt uns eine Cousine Teris mit nach Fare, wo wir den Super-U mit dem Plan, einen Schnorchel zu kaufen, betreten. Wir verlassen den Super-U mit Schnorchel, Apfelmus, Haselnusswaffeln, Chips und verschiedenen tahitianischen Biersorten, durch die ich mich später in der Hängematte probiere.

Ein anderes Mal besichtigen wir nach Sonnenuntergang die heilige Stätte Marae Anini, können dort aber trotz Taschenlampen nichts erkennen. Wir nehmen uns fest vor, noch einmal bei Tageslicht wiederzukommen, kommen dann aber irgendwie doch nicht dazu.

Huahine Bruecke Spaziergang
Ich passe mich dem inseltypischen Tempo an und mache beim Spazieren regelmäßig Pause.
Huahine Pareo
Entdeckung am Wegesrand: Handbemalte Pareos wie dieser sind integraler Bestandteil der polynesischen Kultur.

Am Sonntag gehen wir zum polynesischen All-you-can-eat-Brunch im Chez Tara, wo wir uns von Okulelenklängen begleitet die Bäuche mit Poisson Cru vollschlagen, der polynesischen Spezialität schlechthin mit rohem Fisch, Kokosmilch und Zitrone.

Huahine Chez Tara Poisson Cru
Bei Tara gibt es nicht nur Leckereien wie diesen unglaublich frischen und leckeren Poisson Cru, …
Huahine Chez Tara Aussicht
… sondern auch diese sagenhafte Aussicht.

Vor allem aber baden wir und schauen zu, wie sich die Wellen am Riff brechen.

Und an aller-, allererster Stelle steht – besonders bei Laura – das Schnorcheln. Die Lagune vor dem Hiva Plage ist in dieser Hinsicht wirklich paradiesisch. Zwischen muschelbesetzten, bunten Korallenformationen, die Dalí-Gemälden zu entstammen scheinen, stapeln sich förmlich die Papageien-, Trompeten-, Koffer- und was weiß ich nicht noch für Fische. Ich bereue es zutiefst, neben der Kompaktkamera nicht noch eine GoPro zu haben.

Sollte es uns noch einmal nach Französisch Polynesien verschlagen, müssen wir unbedingt wieder nach Huahine – schon um den Marae Anini bei Tageslicht zu sehen und Unterwasserfotos zu machen. Und wenn wir wirklich nochmal wiederkommen, dann für länger als nur für drei Tage. Am besten sofort richtig versacken, in der Hängematte komplett die Zeit vergessen – und den Weiterflug.

Huahine Hiva Plage Sonnenuntergang
Ich bin fest entschlossen, die Sonne irgendwann noch einmal am Hiva Plage untergehen zu sehen.

Reisezeit: 7. bis 10. Januar 2017